Siegen. Dass Denis Gafurow einmal eine Ausbildung im Handwerk machen möchte, wusste der gebürtige Kasache schon seit seiner Kindheit. Heute führt der staatlich geprüfte Techniker den Innungsbetrieb Knauer Elektrotechnik in Siegen, den er inmitten der Pandemie am 1. Januar 2022 übernommen hat.
Denis Gafurow ist als Sohn eines Tischlers in Kasachstan geboren. Mit etwa 8 Jahren kam er nach Deutschland und lebte viele Jahre in Gelsenkirchen, wo er schließlich eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht hat. Zunächst besteht die Überlegung, in die Fußstapfen des Vaters zu treten und Tischler zu werden. Doch durch ein Praktikum entdeckt Denis Gafurow seine Leidenschaft für Elektrotechnik. „Mein Ausbildungsbetrieb war auch für Arbeiten in der VELTINS-Arena Gelsenkirchen zuständig. Das hat mir als „Schalker Junge“ natürlich gefallen. Und außerdem war der Weg zur Ausbildungsstelle und zur Berufsschule kürzer“, begründet der inzwischen dreifache Familienvater seine Berufswahl mit einem Schmunzeln.
Auf der Karriereleiter nach oben
Nach der erfolgreichen Ausbildung und anschließender Berufserfahrung verschlägt es Denis Gafurow beruflich nach Linz in Österreich, bevor er schließlich durch seine Frau Lilia im Siegerland heimisch wurde. Der fleißige Elektroinstallateur möchte auf der Karriereleiter nach oben steigen und entscheidet sich 2013 für eine Weiterbildung zum Techniker mit Fachrichtung Elektrotechnik. Die Motivation dafür nimmt er aus seinem Beruf. Neben der alltäglichen Arbeit geht er zur Abendschule, bis er schließlich 2017 seine meisterähnliche Prüfung als Techniker erfolgreich ablegt. „Was mich an meinem Handwerk fasziniert ist, dass ich etwas mit den Händen erschaffe. Dann am Ende zu sehen, dass alles funktioniert, ist eine super Bestätigung und Motivation pur. So habe ich einen gewissen Ehrgeiz entwickelt und bin Schritt für Schritt gewachsen“, so Denis Gafurow.
Vom Mitarbeiter zum Chef und umgekehrt
2014 beginnt er seine Tätigkeit bei Knauer Elektrotechnik in Siegen. Sein Chef Ralf Knauer, der den Betrieb im Jahr 1994 selbst gegründet und mit viel Herzblut aufgebaut hat, erkennt schnell das Talent und Potential seines Mitarbeiters. „2017 habe ich ihn dann gefragt, ob er sich nicht vorstellen könnte, den Betrieb irgendwann zu übernehmen“, erinnert sich Ralf Knauer. Die Idee sei dann langsam gereift und auch Denis Gafurow konnte sich die Betriebsübernahme gut vorstellen. In Zeiten von vielen Betriebsschließungen aufgrund von Nachfolgemangel ist das ein Glücksfall. Ralf Knauer ist nun bis zum Renteneintritt als Betriebsleiter in Teilzeit angestellt.
Hohe Nachfrage im Elektro-Handwerk
Für Herausforderungen sorgt der durch die Corona-Pandemie erschwerte Zugang zu Ansprechpartnern und Anlaufstellen und auch der mit der Übergabe verbundene Verfahrensablauf: „Die Bürokratie hat uns schwer zu schaffen gemacht und wir mussten uns richtig durchbeißen. Aber wir haben es geschafft und hatten dabei gute Unterstützung von regionalen Beratungsstellen.“ Offiziell übernimmt Denis Gafurow den Betrieb schließlich am 1. Januar 2022. Unterm Strich gab es für Denis Gafurow nach eigenen Angaben trotz Pandemie keinen besseren Zeitpunkt, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Das Handwerk ist krisenfest. Es gibt eine hohe Nachfrage in unserem Fachgebiet. Wir arbeiten natürlich an vielen Stellen mit digitaler Technik, aber auch die Digitalisierung kann unsere praktische Arbeit nicht ersetzen“, beschreibt er die positive Auftragslage und Unternehmensentwicklung. Auch Stefan Simon, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Westfalen-Süd, freut sich über die Entwicklung im Innungsbetrieb: „Der Werdegang von Denis Gafurow zeigt, was im Handwerk alles möglich ist. Über verschiedene Wege hat jeder die Möglichkeit durch Qualifikation und Engagement entweder einen Sprung auf der Karriereleiter zu machen oder sogar den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Im Handwerk kann man sich selbst und seine eigenen Ziele entwickeln und verwirklichen. Ich hoffe, dass in Zukunft weitere junge Menschen in der Region diesem Beispiel folgen. Denn motivierte Nachwuchskräfte werden im Handwerk dringend gebraucht.“
Ausbildungs- und Familienbetrieb
Inzwischen ist Knauer Elektrotechnik ein richtiger Familienbetrieb. Auch Ehefrau Lilia Gafurow und ihr Vater, der ebenfalls Elektroinstallateur ist, sind im Unternehmen tätig. Als moderner Ausbildungsbetrieb ist es dem neuen Inhaber auch künftig wichtig, Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. „Die größte Herausforderung wird sein, auch in Zukunft geeignete Auszubildende und Fachkräfte zu finden. Deshalb möchte ich gerne immer ein bis zwei junge Menschen im Betrieb ausbilden und auch halten.“ Für ein gutes Wohlbefinden seines Teams sorgt Denis Gafurow besonders mit persönlicher Atmosphäre und hausgemachten kulinarischen Köstlichkeiten.